WestHighlandWay

Kinlochleven am West Highland WayIm Juni sind wir 5 Tage am West Highland Way in Schottland gewandert. Nun ist mir klar, weshalb der Weg so bekannt ist. Er führt von einer Märchenlandschaft in die nächste. Die Landschaft verändert sich täglich und noch nie in meinem Leben habe ich so viele Facetten von Grüntönen gesehen. Es war meine erste Reise nach Schottland und schon jetzt bin ich in dieses Land verliebt.

Edinburgh CastleAn- und Abreise:

Die ersten Tage haben wir in Edinburgh verbracht. Sind dann mit dem Bus nach Glasgow gefahren und von dort mit Zug und Bus weiter nach Balmaha.

Der West Highland Way  startet eigentlich in Milngavie. Dieser Ort ist von Glasgow aus mit Zug oder Bus gut erreichbar. Busfahren ist in Schottland übrigens günstiger als Zugfahren.

Wir sind nicht bis zum eigentlichen Ziel des WHW gewandert sondern haben unsere Wanderung in Kinlochleven beendet. Von dort sind wir mit dem Bus nach Fort William gefahren.

Tipp für alle die in Fort William noch etwas Zeit haben: Wir sind nach der Wanderung mit dem Zug an die Westküste gefahren. In Arisaig haben wir noch einige schöne Tage am weißen Sandstrand verbracht haben. Die Zugstrecke von Fort William nach Arisaig ist wunderschön und führt unter anderem über die berühmte „Harry-Potter-Brücke“. Wer in Fort William nach der Wanderung noch Zeit hat sollte sich überlegen diese Zugreise zu unternehmen.

Retour sind wir wieder mit dem Zug gefahren. In unserem Fall von Arisaig nach Fort Williams und dann weiter bis Glasgow. Wir waren gut 5 Stunden bei Sonnenschein unterwegs und konnten Teile unser Wanderung nochmals vom Zug aus genießen. Die Zugfahrt ist landschaftlich so schön, dass ich kein einziges Mal zum Buch gegriffen sondern nur den Ausblick aus dem Fenster genossen habe.

Allgemeine Infos zu unserer Wanderung:

Wir starteten in Balmaha am Loch Lomond und waren nach 5 Tagen in Kinlochleven. Zirka alle 15 km gibt es eine Möglichkeit zu Essen (im Pub oder Hotel) sowie Übernachtungsmöglichkeiten. Wenn man ohne Zelt unterwegs ist sollte man rechtzeitig buchen, da viele Wanderer mit Gepäcktransport unterwegs sind und Unterkünfte reserviert haben. Die im Wanderführer eingezeichneten Orte sind meist nur 2 – 3 Häuser. Größere Orte sind Crianlarich, Tyndrum und Kinlochleven.

Am Loch Lomond darf nur auf ausgewiesenen Plätzen das Zelt aufgestellt werden. Ansonsten ist wildcampen erlaubt. Trotzdem ist es nicht so einfach ganz abseits Plätze zum Zelten zu finden. Der Boden ist oft extrem uneben oder z.B. ein Moor. Wir haben immer in der Nähe von einem Pub oder Hotel gezeltet. Das war auch gut so, da die Midges es oft nicht möglich machten abends gemütlich vor dem Zelt zu sitzen. Wir waren froh die Abendstunden in einem Pub verbringen zu können.

Der Weg ist unschwer und gut ausgeschildert. Es sind im Vergleich zu Alpenwanderungen nur wenige Höhenmeter zu überwinden. Trotzdem war er für uns konditionell fordernd, da es die Midges manchmal nicht erlaubten zu rasten. Sobald wir einen Stopp einlegten sind sie gekommen. Das führte dazu, dass wir immer wieder Etappen ohne Rast von 10 – 15 km hatten. Mit dem schweren Rucksack ist das durchaus fordernd.

Wettermäßig hatten wir großes Glück. Tagsüber hat es kein einziges Mal geregnet und die Temperaturen waren so bei 15 Grad. Nachts ist es oft ziemlich kalt geworden. Im warmen Schlafsack war das aber kein Problem.

Balmaha am West Higland WayTag 1: Balmaha – Rowardennan

12,4 km, 250 hm Anstieg, 255 hm Abstieg

Zu Mittag sind wir in Balmaha am Loch Lomond angekommen und haben im Oak Tree Inn ein sehr gutes Mittagessen genossen. Dann ging es endlich los mit dem Wandern! Der Weg führt anfangs durch einen mystisch wirkenden Eichenwald entlang des Loch Lomond. Immer wieder kommt man zu idyllischen Kiesbuchten am See.

Wandern am Loch LomondGemütlich geht es die ganze Zeit bergauf und bergab und man kommt auch an 3 Campingplätzen (Milarrochy, Cashel, Sallochy) vorbei. Am Loch Lomond darf nur an ausgewiesenen Platzen gezeltet werden!. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir Rowardennan wo wir im Pub des Hotels noch einen Drink genossen haben bevor wir weiter zu der Jugendherberge wanderten. Die Räumlichkeiten (Küche, Wohnzimmer, Sanitäranlagen) der Jugendherberge können von Camper mitbenützt werden. Es ist ein kleiner Shop dabei und es gibt sowohl Frühstück als auch Abendessen für alle die nicht selbst kochen möchten.

Zelten in RowardennanBeim Zeltaufstellen hatten wir unsere erste Begegnung mit den Midges. Echt sehr lästig diese Viecher! Ich hab mich dann in der Jugendherberge erkundigt, wann die Tierchen wohl schlafen gehen – Antwort: Im Oktober

Wandern Loch LomondTag 2: Rowardennan – Inverarnan/Ben Glass Burn

21,8 km, 400 hm Anstieg, 400 hm Abstieg

Kurz nach Rowardennan zweigt sich der Weg. Der offizielle WHW führt am Ufer entlang. Wir haben uns für die höher liegende Variante entschieden und hatten so immer wieder schöne Ausblicke auf Loch Lomond und das Umland. Der Weg führt weitgehend den See entlang. Meistens durch Wälder die manchmal wie verwunschen wirken. Der Weg ist sehr steinig und immer wieder muss man über größere Steine klettern. Manchmal kommt man bei Kiesbuchten vorbei die zur Rast einladen (wenn genügend Wind die Midges fernhält).

Wandern Loch LomondAuf halben Weg in Inversnaid ist ein Hotel in dem es auch Lunch gibt. Vor dem Hotel gibt es Bänke und Tische welche von Wanderer genützt werden können. In unserem Fall war das nicht möglich, da die Midges wieder mal sehr stechwütig waren.

Im letzten Abschnitt dieser Etappe ändert sich das Landschaftsbild. Es auf einen Pass und man hat einen wunderschönen Ausblick auf Loch Lomond.

Doune Boghy am Loch LomondWir haben auf der Beinglass-Farm unser Zelt aufgestellt. Es gibt dort auch einen kleinen Shop und ein Pub. Wer nicht im Zelt schlafen möchte kann sich eine Holzhütte mieten.

Wer keine 20 km an einem Tag wandern möchte hat am Weg die Möglichkeit im Inversnaid-Hotel zu übernachten, im Doune Bothy  zu schlafen oder mit der Fähre nach Ardliu zu fahren (Fähranleger ist kurz nach der Doune Bothy).

West Highland WayTag 3: Ben Glass Burn – Crianlarich

10,6 km, 320 hm Anstieg, 170 hm Abstieg

Am 3 Tag sind wir nur einen halben Tag gewandert. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu den Vortagen stark verändert. Wir fühlten uns wie auf einer Almwanderung in den Nockbergen. Anfangs wandert man in der Nähe des Flusses und kommt bei Wasserfällen und schönen Brücken vorbei. Dann geht es gemütlich weiter an Schaf- und Rinderweiden vorbei mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Hügel.

Kurz vor Crianlarich zweigt sich der Weg. Wir sind in den Ort abgestiegen und haben dort in einem B&B übernachtet. Die meisten Wanderer gehen weiter bis nach Tyndrum.

Crianlarich ist ein netter kleiner Ort mit Hotel, B&Bs, Jugendherberge, Pub, Shop und Zugstation mit angeschlossen Tearoom. Wer in der Nähe des Ortes im Zelt schlafen möchte findet beim Fluss ein paar geeignete Stellen.

Tag 4: Crianlarich – Inveroran Campsite

27 km, 610 hm Anstieg, 600 hm Abstieg

Von Crianlarich bis Tyndrum führt der Weg meist durch Wald. Gras und Farne in unglaublichen Grüntönen bedecken den Boden und lassen den Wald magisch erscheinen. Kurz vor Tyndrum verlässt man den Wald und kommt durch schönes landwirtschaftliches Gebiet. Weite Wiesen und Almen sind eingerahmt von grünen Hügeln. Hier befindet sich auch eine Farm mit kleinen Shop. Ein Zeltplatz ist angeschlossen und Wigwams können gemietet werden. Bald erreicht man Tyndrum – ein größerer Ort der alles bietet was man braucht (Capmingplatz, Shops, Hotels, …).

West Highalnd WayWir haben von Tyndrum bis Bridge of Orchy den Zug genommen. Der Zug fährt entlang des Wanderwegs welcher vorwiegend auf der alten Autostraße verläuft. Die Strecke ist sehr schön in einem Tal eingerahmt von Bergen.

Ab Bridge of Orchy (Hotel mit angeschlossenen Zeltplatz) sind wir wieder zu Fuß weitergewandert. Bergauf geht es zum Mam Carraigh. Von dort hat man einen unglaublichen Ausblick – mein West Highland WayLieblingsplatz entlang des WHWs. Nach einem kurzen Abstieg erreicht man das Inveroran Hotel mit angeschlossenen Pub. Zirka 300 Meter weiter gibt es einen sehr schönen Zeltplatz (ohne Sanitäreinrichtungen) an einem Fluss.

Wer weiter abseits zelten möchte, findet ein Stück weiter Richtung Victoria Bridge einige geeignete Stellen.

Rannoch MoorTag 5: Inveroran Campsite – Kinlochleven

28,1 km, 700 hm Anstieg, 860 hm Abstieg

Vom Inveroran Hotel geht es zurerst zur Victoria Bridge und dann stetig leicht bergauf zum Rannoch Moor. Kilometerlang wandert man durch das Moor. Im Wanderführer war beschrieben, dass dieser Weg sehr anspruchsvoll ist. Wir sind bei trockenen Wetter gewandert (jährlicher Niederschlag ca. 3000 mm!) und der Weg war ein gut befestigter Feldweg. Anspruchsvoll war er für uns auf psychischer Ebene, da er kilometerlang geradeaus verläuft.

Je weiter man geht, desto höhere Berge Rahmen das Moor im Westen ein. Ostwärts hat man einen weiten Blick über das Rannoch Moor. Ab der Anhöhe auf der sich auch der Gedenkstein von Peter Flemming befindet geht es bergab Richtung Kingshouse Hotel. Hier war eigenlich unsere Mittagsrast geplant aber das Hotel wird noch bis Ende 2018 renoviert. Der Zeltplatz und die Sanitäranlagen können trotzdem benützt werden.

Wir sind also weitermarschiert. Fast eben geht es 5 km neben einer stark befahrenen Straße. Trotzdem ist die Landschaft sehr schön und man hat einen tollen Blick ins Glen Coe und die umliegenden Berge. In unserem Wanderführer ist dieser Abschnitt als einer der schönsten beschrieben. Uns war es eindeutig zu laut durch den Verkehrslärm. Vielleicht war für uns der Lärm aber auch besonders störend, da wir zuvor in absoluter Stille durch das Moor gewandert sind.

Passhöhe Ab Altnafeadh geht´s zügig bergauf auf ein Passhöhe. Von hier wieder ein toller Ausblick. Ab dem Pass geht es langsam bergab – fast 10 km und 600 hm – bis Kinlochleven. Den Abstieg haben wir recht zäh empfunden, was vielleicht auch daran lag, dass unsere Beine schon etwas müde waren. In Kinlochleven gibt es alles was man braucht. Shop, Pubs, Guesthouses, Hotels und Jugendherberge. Beim McDonald Hotel und bei der Jugendherberge gibt es einen angeschlossenen Zeltplatz.

Für uns war es das Ende unsere Wanderung. Wir haben in Kinlochleven übernachtet und sind dann mit dem Bus und Zug an die Westküste gefahren wo wir noch einige entspannte Tage verbrachten.

Fazit: Eine absolute Traumwanderung!


In meinem Blog findest du noch weitere interessante Mehrtages-Wanderungen sowie interessante Tipps rund ums Wandern.